SABCS 2016

6. bis 10. Dezember, San Antonio

Mammakarzinom: Neue zielgerichtete Therapien und praxisrelevante Erkenntnisse zur Chemotherapie (Prof. Dr. med. Arnd Hönig, Mainz)

tnAcity: Optimale nab-Paclitaxel-basierte Chemotherapie des metastasierten tripelnegativen Mammakarzinoms (Priv.-Doz. Dr. med. Cornelia Liedkte, Lübeck)

Vom 6. bis 10. Dezember 2016 fand der weltweit größte Brustkrebskongress, das San Antonio Breast Cancer Symposium, statt. Die optimale Dauer der endokrinen Therapie, die Ergebnisse der tnAcity-Studie zur Behandlung des metastasierten tripelnegativen Mammakarzinoms und neue Daten zur Therapie mit CDK-4/6-Inhibitoren beim hormonrezeptorpositiven Mammakarzinom waren nur einige der interessanten Themen, die hier diskutiert wurden.

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mehr als 7.000 Teilnehmer aus der ganzen Welt diskutierten auf dem 39. San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) in Texas über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Brustkrebsforschung. Neben spannenden aktuellen Daten zu neuen zielgerichteten Therapien wie den CDK-4/6-Inhibitoren wurden auch interessante Einblicke in die Anwendung von traditionellen Chemotherapien in der adjuvanten und metastasierten Situation gegeben.

Wir haben die unserer Meinung nach wichtigsten Studien, die auf dem SABCS 2016 präsentiert wurden, für Sie zusammengefasst. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Daten, die die klinische Praxis in der näheren Zukunft beeinflussen könnten.

Wir wünschen Ihnen eine spannende und informative Lektüre und hoffen, dass wir Ihnen einige neue Anregungen für Ihre tägliche Arbeit in Klinik und Praxis geben können.

Wir würden uns freuen, wenn Sie über die Funktion „Ihre Meinung ist uns wichtig“ eine persönliche Bewertung dieses Kongressberichts abgeben könnten.

Mit kollegialen Grüßen

Prof. Dr. med. Arnd Hönig, Katholisches Klinikum Mainz
Priv.-Doz. Dr. med. Cornelia Liedtke, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

 

 

 

Mammakarzinom: Neue zielgerichtete Therapien und praxisrelevante Erkenntnisse zur Chemotherapie

Prof. Dr. med. Arnd Hönig, Katholisches Klinikum Mainz

Die auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2016 vorgestellten Daten zeigten, dass es in der Therapie des metastasierten Mammakarzinoms große Fortschritte gegeben hat. Unaufhaltsam erscheint der Vormarsch der CDK4/6-Inhibitoren in der Therapie des hormonempfindlichen Mammakarzinoms. In Kombination mit konventionellen Antihormontherapeutika bieten sie unseren Patientinnen längerfristige Perspektiven. Der Kongress erbrachte zudem sehr praxisrelevante Ergebnisse zur Taxantherapie in der metastasierten Situation und in der adjuvanten Therapie.

Adjuvante Therapie

Dauer der endokrinen Therapie

Die Dauer der endokrinen Therapie wird spätestens seit der auf dem ASCO-Kongress 2016 präsentierten Übersichtsarbeit von Pan et al. aus der Early Breast Cancer Trialist Group (EBCTG) diskutiert [1]. Die Arbeit zeigte das 20 Jahresrezidiv-Risiko nach 5 Jahren endokriner Therapie und hat die Diskussion über die empfehlenswerte Dauer einer adjuvanten endokrinen Behandlung weiter angefacht. Bei hohem initialen Risiko fanden die EBCTG-Autoren ein über 40%-iges Rezidivrisiko im 20. Jahr nach Erstdiagnose.

Es wurden insgesamt drei Studien zur erweiterten adjuvanten Therapie auf dem SABCS vorgestellt. Dies waren zum einen die niederländischen Studien DATA [2] und IDEAL [3] und zum anderen die amerkanische NSABP-B-42-Studie [4].

Tjan-Heijnen et al. präsentierten mit der DATA-Studie Phase-III-Daten zur erweiterten adjuvanten endokrinen Therapie [2]. Verglichen wurden 3 versus 6 Jahre Anastrozol nach 2 bis 3 Jahren Tamoxifentherapie bei postmenopausalen Frauen mit frühem Mammakarzinom. 1.912 Patientinnen wurden untersucht. 67% der Patientinnen waren nodal positiv und nur 2% HER2+. Es konnte gezeigt werden, dass die Gruppe der nodal positiven Patientinnen sowie jener mit Östrogenrezeptor-positiven(ER+)- und Progesteronrezeptor-positiven(PR+)-Tumoren von der verlängerten Therapie profitierten (Abb. 1). Das adaptierte krankheitsfreie Überleben (aDFS) nach 5 Jahren betrug 75,9% in der 3-Jahresgruppe und 86% in der Gruppe, die 6 Jahre lang Anastrozol erhalten hatte (HR von 0,58 [95-%-KI 0,39–0,89; p = 0,01]). Für die nodal positiven Patientinnen – immerhin 1.117 – ergab sich eine Hazard Ratio (HR) von 0,72 (95-%-KI 0,52–1,00) für das aDFS. Im Vergleich dazu betrug bei nodal negativen Patientinnen (n = 546) die HR 0,94 (95-%-KI 0,59–1,50). Bei Patientinnen mit gleichzeitiger ER+- und PR+-Expression ergab sich eine HR von 0,70 (n = 1264) [95-%-KI 0,53–0,92]). In der gesamten Studienpopulation zeigten sich jedoch im Hinblick auf das aDFS und auf das Gesamtüberleben keine Unterschiede. Das primäre und sekundäre Ziel dieser Studie wurde somit nicht erreicht. Bezüglich des langfristigen Rezidivrisikos dieser Patientinnen wird eine erneute Analyse interessant sein, bei der dann alle Patientinnen eine minimale Nachbeobachtungszeit von mindestens 9 Jahren erreicht haben.

Abb. 1: HER2+-, nodal positive, chemotherapierte Mammakarzinompatientinnen und Patientinnen mit ER+- und PR+-Tumoren profitieren von der verlängerten antihormonellen Therapie (DATA-Studie) (modifiziert nach Tjan-Heijnen VC et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract S1-03 [2]).

Die randomisierte Phase-III-IDEAL-Studie ging der Frage nach der optimalen Therapiedauer einer verlängerten Aromatasehemmertherapie im Anschluss an eine variable endokrine Vortherapie nach [3]. 1.824 postmenopausale Patientinnen erhielten entweder 2,5 oder 5 Jahre lang eine Therapie mit Letrozol nach einer initialen Therapie mit Tamoxifen und/oder einem Aromataseinhibitor über 5 Jahre. Blok et al. identifizierten hierbei keine Subgruppe, die von einer Therapie über 10 Jahre im Hinblick auf das ereignisfreie Überleben profitierten. Die Hazard Ratio für die Entwicklung von Zweitmammakarzinomen betrug jedoch im verlängerten Studienarm von 10 Jahren beachtliche 0,37 (HR) (Abb. 2).

Abb. 2: Risiko für die Entwicklung eines Zweitmammakarzinoms unter einer verlängerten endokrinen Therapie mit Letrozol über 2,5 oder 5 Jahre (modifiziert nach Blok EJ et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract S1-04 [3]).

Die NSABP-B-42-Studie wurde von Eleftherios P. Mamounas vorgestellt [4]. Die Studie versuchte die Frage zu beantworten, ob 5 Jahre Letrozol (vs. Placebo) das krankheitsfreie Überleben (DFS) von Patientinnen, die bereits 5 Jahre Tamoxifen oder einen Aromataseinhibitor als Vortherapie bekommen hatten, verbessern. Die Studie erbrachte zwar eine numerische Verbesserung des DFS um 15%, aber weder das DFS noch das Gesamtüberleben waren in der Letrozolgruppe statistisch signifikant besser.

Insgesamt ergeben sich aus den oben vorgestellten Studien keine statistisch signifikanten Ergebnisse im Hinblick auf die Endpunkte. Es handelt sich streng genommen um negative Studien. Es ergeben sich aber doch interessante Signale aus den Subgruppen, die die Beratung individueller Patientinnen in der täglichen Praxis erleichtern, da vor allem Patientinnen mit höherem Risiko von dem verlängerten Ansatz zu profitieren scheinen. Die Patientinnen waren in den vorgestellten Studien in großen Umfang mit Aromatasehemmern vortherapiert worden. Es scheint viel schwieriger, in dieser Situation den Nutzen einer Fortführung der Therapie statistisch klar signifikant zu belegen.

Fazit

  • Einige Patientinnen profitieren wahrscheinlich von der verlängerten adjuvanten endokrinen Therapie (z. B. diejenigen nach einer Chemotherapie, mit großer Tumorlast oder mit ausgedehnt befallenen Lymphknoten).

„Wenn der initiale Tumorbefall und das Risiko hoch ist, werden wir einen Teil unserer Patientinnen länger antiendokrin behandeln.“ Prof. Dr. Arnd Hönig

Neoadjuvante Therapie

Beim diesjährigen Brustkrebssymposium in San Antonio wurden Studien vorgestellt, die den Stellenwert von albumingebundenem Paclitaxel (nab-Paclitaxel) in der neoadjuvanten Therapiesituation untermauern.

Zong et al. konnten in ihrer Metaanalyse zeigen, dass nab-Paclitaxel neben dem Vorteil einer kurzen Infusionszeit, keiner Notwendigkeit einer Kortisonprämedikation und der größeren Bioverfügbarkeit im Tumor eine beachtliche klinisch relevante Wirksamkeit aufweist. Die Analyse umfasste 21 Studien mit 2.357 Patientinnen. Bei drei der analysierten Studien (insgesamt n = 2.053) – nämlich GeparSepto [5], ETNA [6] und einer Studie der Showa-Universität in Japan [7] – handelte es sich überdies um randomisierte klinische Studien.

Die aggregierte pathologische Komplettremissionsrate (pCR-Rate) (ypT0/is ypN0) betrug

  • 32% (95-%-KI 25–38%) beim unselektierten Kollektiv,
  • 14% (95-%-KI 11–17%) bei Hormonrezeptor-positiven/HER2-neg. (HR+/HER2-) Karzinomen,
  • 41% (95-%-KI 38–45%) bei tripelnegativen Mammakarzinomen (TNBC) und
  • 54% (95-%-KI 43–66%) bei HER2+-Patientinnen (HER2+).

Erwartungsgemäß war im Kollektiv der HER2+-Patientinnen mit HR-negativen Tumoren die pCR-Rate mit 61% am höchsten, während die pCR-Rate bei den HER2+/HR+-Tumoren bei 40% lag. Das wesentliche Ergebnis der analysierten randomisierten Studien war, dass die Wahrscheinlichkeit einer pCR bei der Anwendung von nab-Paclitaxel im Vergleich zu konventionellen Taxanen (OR = 1,383, 95-%-KI 1,141–1,676, p = 0,001) höher war. Das Toxizitätsprofil differierte zwischen den einzelnen untersuchten Medikamentengruppen. Hypersensitivitätsreaktionen waren erwartungsgemäß in der nab-Paclitaxelgruppe seltener beobachtet worden, während die periphere sensorische Neuropathie seltener in der Gruppe, die konventionell mit Paclitaxel behandelt wurde, auftrat.

Fazit

  • nab-Paclitaxel hat das Potential die pCR-Raten speziell bei TNBC- und HER2+-Tumoren bei vertretbaren Nebenwirkungen zu steigern.

Eine weitere interessante Auswertung zur GeparSepto-Studie im Hinblick auf das Auftreten einer peripheren sensorischen Neuropathie (PSN) unter einer Taxantherapie wurde von Furlanetto et al. vorgestellt [8]. Die GeparSepto-Studie hatte gezeigt, dass unter nab-Paclitaxel (nP) im Rahmen der sequenziellen Therapie nach Epirubicin und Cyclophosphamid bei der neoadjuvanten Chemotherapie des frühen Mammakarzinoms die pathologische Komplettremissionsrate im Vergleich zu konventionellem Paclitaxel (P) deutlich höher ist. Furlanetto et al. zeigten, dass die Rate an PSN Grad 3–4 im 125-mg/m2 nab-Paclitaxel(nP125)-Arm bei 8,1% lag und im Arm mit konventionellem Paclitaxel in der Dosierung von 80 mg/m2 (P80) bei 2,7%. Sie untersuchten, in welchem Zeitraum sich diese therapiebedingten Nebenwirkungen bessern. Insbesondere wurde das Verschwinden der Symptome bis zum Ende der Therapie und während der Nachbeobachtungszeit beleuchtet. In 29,8% (34/114) bei P80 und 29,8% (45/151) bei nP125 war die PSN Grad 2–4 bis zum Ende der Therapie nicht verschwunden. Bei Grad-3–4-PSN wiesen unter konventionellem Paclitaxel (P80) 31,3% der Patientinnen und unter nab-Paclitaxel (nP125) 58,1% der Patientinnen am Ende der Therapie immer noch eine PSN auf. Die Differenz der Resolutionszeiten zwischen P80 und nP125 war statistisch nicht signifikant. Die mediane Zeit bis zur Resolution einer PSN Grad 3-4 unterschied sich deutlich zwischen P80 (8,6 Wochen [95% KI 4,0–123,3]) und nP125 (32,0 Wochen [95% KI 6,0–122,7]).

Fazit

  • Im Vergleich zu konventionellem Paclitaxel weist nab-Paclitaxel höhere Raten einer peripheren sensorischen Neuropathie auf. Vorteil von nab-Paclitaxel ist jedoch, dass Hypersensitivitätsreaktionen keine Rolle spielen. Das spricht gemeinsam mit den besseren Effektivitätsdaten für die Verwendung von nab-Paclitaxel in der neoadjuvanten Chemotherapie.

Auch Loibl et al. stellten eine Analyse von Daten der GeparSepto-Studie (Abb. 3) vor. Sie fokussierten sich auf die in der Studie behandelten HER2-positiven Patientinnen (396), die neben einer Taxantherapie gefolgt von Epirubicin und Cyclophosphamid auch eine duale HER2-Antikörper-Blockade mit Pertuzumab und Trastuzumab erhalten hatten [9]. Hierbei zeigten sich in der Gruppe der HER2-positiven Mammakarzinome die höchsten pCR-Raten (HER2+ vs. HER2- [57,8% vs. 22,0%]). Die höchste Rate wurde bei der HER2+-hormonrezeptornegativen Kohorte mit 71,0%; (66,7% mit Paclitaxel und 74,6% mit nab-Paclitaxel) gefunden. Bei den hormonrezeptorpositiven (HER2+/HR+) HER2+-Patientinnen hingegen, war die pCR-Rate mit 52,9% (49,4% Paclitaxel und 56,4% nab-Paclitaxel) deutlich niedriger.

Fazit

  • Es handelt sich bei dieser Analyse um das größte Kollektiv, welches neoadjuvant eine gegen HER2-gerichtete Therapie mit Pertuzumab and Trastuzumab erhielt.
  • Die pCR-Rate war bei den mittels dualer Antikörperblockade therapierten HER2+-Patientinnen mit 57,8% hoch.
  • Die höchste pCR-Rate wiesen HER2+-hormonrezeptornegative Patientinnen (74,6%) auf, die nab-Paclitaxel anstelle von Paclitaxel erhalten hatten.
Abb. 3: Studiendesign der GeparSepto-Studie (modifiziert nach Loibl S et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P4-21-06 [9]).

„Gute Nachrichten für die HER2-positiven Patientinnen mit frühem Mammakarzinom. Es bestätigt sich, dass diese Tumoren neoadjuvant exzellent behandelt werden können.“ Prof. Dr. Arnd Hönig

Metastasiertes Mammakarzinom

Hormonsensitives metastasiertes Mammakarzinom – Etablierung der CDK4/6-Inhibitoren

Eine mit modernen zielgerichteten Therapien kombinierte Antihormontherapie stellt den vielversprechendsten Weg in die zukünftige Behandlung des hormonempfindlichen abgesiedelten Mammakarzinom dar. Signifikante Verbesserungen über alle Subgruppen der jeweiligen Untersuchung zeigen zwei separate Phase-III-Studien beim metastasierten hormonempfindlichen Mammakarzinom mit Palbociclib (PALOMA-2) [10] und Ribociclib (MONALEESA-2) [11], die beide mit dem Aromataseinhibitor Letrozol kombiniert wurden. Beide Substanzen führen in der Erstlinientherapie zu einem progressionsfreien Überleben von > 23 Monaten, was eine signifikante Verbesserung zu den vormals mit Aromataseinhibitoren erreichten 9 bis 13 Monaten darstellt. Die Daten zu dem CDK4/6-Inhibitor Ribociclib sind so vielversprechend, dass in absehbarer Zeit mit einer Zulassung zu rechnen ist.

Für Palbociclib, dem momentan einzig zugelassenen Compound dieser Substanzklasse, wurden jetzt auf dem SABCS Wirksamkeits- und auch Toxizitätsdaten vorgestellt, die im Wesentlichen die Ergebnisse aus den vormals vorgestellten Studien Paloma 1–3 bestätigten [12, 13]. Die Zulassung des Medikaments erlaubt die Kombination des CDK4/6-Inhibitors sowohl mit einem Aromatasehemmer als auch mit Fulvestrant für die Therapie des metastasierten hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms. Sowohl in den bisher durchgeführten Studien zu Palbociclib als auch zu Ribociclib war die Neutropenie die wesentliche Toxizität. Bei beiden Substanzen traten Grad-3-Neutropenien in über 50% der Fälle auf. Diese führten ganz selten zu febrilen Neutropenien und besserten sich schnell während der Therapiepause nach der dreiwöchigen Therapiephase. In keiner der Phase-III-Studien war die Gabe von GCSF vorgesehen. Insgesamt ist das Management dieser Neutropenien weniger problematisch als das der chemotherapieinduzierten Leuko- und Neutropenien. Auch die von Peter Fasching vorgestellte Phase-IIIb-Studie RIBECCA, deren Patientinnen in Deutschland rekrutiert werden sollen, wird den beeindruckenden Stellenwert der CDK4/6-Inhibition untermauern [14]. Die begleitenden Untersuchungen zielen auf ein besseres Verständnis der Sicherheit, der Effektivität und der Mechanismen der CDK4/6-Inhibition ab.

Die drei momentan intensiv in klinischen Studien untersuchten CDK4/6-Inhibitoren unterscheiden sich im Hinblick auf Toxizität und Verabreichungsschemata. Zum Beispiel wurde bei der in San Antonio vorgestellten neoMONARCH-Studie begleitend zu Abemaciclib 2 mg Loperamid gegen die Diarrhoe verabreicht, und weitere gastrointestinale Toxizitäten wurden dokumentiert [15]. Die neoMONARCH-Studie bei postmenopausalen hormonrezeptorpositiven Patientinnen ist eine dreiarmige Studie, die die Anastrozolmonotherapie mit der Kombination aus Anastrozol und Abemaciclib und die Abemaciclibmonotherapie vergleicht. Es wurden die Ergebnisse zur Reduktion des Proliferationsmarkers Ki67 – gemessen nach zweiwöchiger Therapie auf Basis der initial entnommenen und nach zwei Wochen wiederholten Biopsie – evaluiert. Die Mehrheit der Patientinnen, die mit der Kombination aus Anastrozol und Abemaciclib behandelt wurden, hatte ein objektives Ansprechen und eine Reduktion der Ki67-Expression, sodass das primäre Studienziel erreicht wurde. Die gemessene Toxizität – im Wesentlichen gastrointestinale Nebenwirkungen und Fatigue – macht eine längere Einnahme des Präparates nicht unkritisch. Hämatologische Nebenwirkungen spielen bei diesem Medikament eine untergeordnete Rolle.

Fazit

  • CDK-4/6-Inhibitoren werden sich in der Kombination mit Fulvestrant oder in der Kombination mit Aromataseinhibitoren in der Therapie des metastasierten Mammakarzinoms etablieren.

Erstlinientherapie des metastasierten Mammakarzinoms: „Weniger ist mehr!“

Die SNAP-Studie untersuchte unterschiedliche Dosierungsschemata von nab-Paclitaxel in der Therapie des metastasierten Mammakarzinoms [16]. Eine längere Chemotherapiedauer ist mit einem signifikant besseren progressionsfreien Überleben (PFS) assoziiert, und auch moderate Verbesserungen des Gesamtüberlebens lassen sich so erreichen. Nab-Paclitaxel wurde in der Phase-II-SNAP-Studie mit 150 mg/m2 (d1, d15) (Arm A), 100 mg/m2 (d1, d8, d15) (Arm B) und 75 mg/m2 (d1, d8, d15) (Arm C) verabreicht (Abb. 4). Diese unterschiedlichen Dosierungsschemata führten zu folgendem Ergebnis:

Nach einem Nachbeobachtungsintervall von 18,2 Monaten zeigte sich ein medianes PFS von 7,9 Monaten (90-%-KI 6,8–8,4) in Arm A, von 9,0 Monaten (90-%-KI 8,1–10,9) in Arm B und 8,5 Monaten (90-%-KI 6,7–9,5) in Arm C. Das PFS in Arm B (100 mg/m2) war im Vergleich zu den historischen Erstliniendaten von Docetaxel signifikant besser (einseitiger Log-rank-Test p = 0,03). Die Neurotoxizität war die bestimmende Nebenwirkung. Eine sensorische Neuropathie Grad 3 trat in der Erhaltungstherapiephase in Arm A bei 9,1%, Arm B bei 5,6% und Arm C bei 6,6% der Patientinnen auf.

Die SNAP-Studie zeigt, dass man nach einer kurz bemessenen Induktionschemotherapie-Phase in konventioneller Dosierung eine Erhaltungstherapie mit reduzierter Dosis anschließen kann. Die Induktionschemotherapie wurde am Beginn der Studie mit 150 mg/m2 verabreicht, aber dann auf Basis der aufgetretenen Toxizitäten auf 125 mg/m2 reduziert. Die niedrig dosierte Erhaltungstherapie mit 100 mg/m2 nab-Paclitaxel zeigte bessere progressionsfreie Überlebenszeiten (medianes PFS Arm A 7,9 Monate, Arm B 9,0 Monate, Arm C 8,5 Monate) als das historische PFS, welches man mit Docetaxel in der Erstlinientherapie des metastasierten Mammakarzinoms erreicht. Als Referenz diente das in der Erstlinientherapie mit Docetaxel erzielte mediane PFS von 7 Monaten aus der AVADO-Studie [17].

Abb. 4: Studiendesign der SNAP-Studie (modifiziert nach Gennari A et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P5-15-05 [16]).

Fazit

  • Eine Erhaltungstherapie mit 100 mg/m2 nab-Paclitaxel ist eine klinisch sinnvolle Erweiterung des Spektrums beim metastasierten Mammakarzinom.

„Die guten Ergebnisse zu 100 mg/m2 nab-Paclitaxel in der Erhaltungstherapie des metastasierten Mammakarzinoms lassen sich direkt in der täglichen Praxis umsetzen.“ Prof. Dr. Arnd Hönig

Erstlinientherapie des metastasierten tripelnegativen Mammakarzinoms

Die tnAcity-Studie ist eine der wenigen Studien, die sich ausschließlich auf das metastasierte tripelnegative Mammakarzinom fokussieren [18]. In der Vergangenheit wurde das tripelnegative Mammakarzinom fast ausschließlich anhand von Subgruppenanalysen größerer Studien untersucht. Die Phase-II/III- tnAcity-Studie verglich drei Regime in der Erstlinientherapie des tripelnegativen Mammakarzinoms. In dieser Indikation gibt es keine wirkliche Standardtherapie, sodass die Evaluation des Stellenwerts von nab-Paclitaxel in der Therapie des metastasierten tripelnegativen Mammakarzinoms eine relevante Fragestellung darstellt.

Es wurde Carboplatin+nab-Paclitaxel, Gemcitabin+nab-Paclitaxel und Gemcitabin+Carboplatin (nab-P 125 mg/m2 + C AUC 2, nab-P 125 mg/m2 + G 1.000 mg/m2, oder G 1.000 mg/m2 + C AUC 2 verabreicht an Tag 1 und 8 alle 3 Wochen) bei 191 Patientinnen untersucht. Die beste Effektivität zeigte sich mit Abstand in der Kombination von Carboplatin+nab-Paclitaxel – mit einer beeindruckenden Ansprechrate von 72%. Auch im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben und Gesamtüberleben war die Taxan/Carboplatin-Dublette den anderen Kombinationen überlegen. Die wesentlichen Toxizitäten, die zu einer Unterbrechung der Therapie führten, waren Neutropenien, Thrombozytopenien und Anämien.

Fazit

  • Es gibt nur wenige Regime, die in der metastasierten Situation solche Ansprechraten erbracht haben, sodass sich in der Situation speziell bei einer jungen Patientin mit hohem Remissionsdruck und diesem ungünstigen Tumor eine attraktive Option zur Behandlung ergibt.

Metastasiertes HER2-positives Mammakarzinom

Die PERUSE-Studie zeigte, dass man Trastuzumab und Pertuzumab problemlos auch mit konventionellem Paclitaxel und nab-Paclitaxel kombinieren kann [19]. Die Daten zum PFS waren noch nicht reif genug, und das zum jetzigen Zeitpunkt ausgewertete mediane PFS in der Gesamtgruppe betrug beachtliche 21,2 Monate. Die einzelnen Taxansubgruppen wiesen folgende Werte für das mediane PFS auf: 19,6 Monate für Docetaxel, 24,8 Monate für Paclitaxel und 18,1 Monate für die mit nab-Paclitaxel behandelten Patientinnen, wobei die letzte Subgruppe eine sehr geringe Fallzahl aufwies. Die Toxizitäten waren in PERUSE- ähnlich oder geringer als in der CLEOPATRA-Studie [20]. Zum Beispiel trat die Neutropenie nur bei 9,9% (vs. 48,9% in CLEOPATRA) der Patientinnen auf. Auch die febrile Neutropenie war mit 6,1% seltener in PERUSE aufgetreten als mit 13,8% in CLEOPATRA, was den hier alternativ verwendeten Taxanen zuzuschreiben ist.

Fazit

  • Neben Docetaxel eignen sich auch Paclitaxel und nab-Paclitaxel zur Kombination mit der Antikörperkombination Trastuzumab/Pertuzumab in der Therapie des metastasierten HER2+-Mammakarzinoms.

Die PERTAIN-Studie untersuchte die Wirksamkeit von Pertuzumab in der Therapie des HER2-positiven hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms [21]. In der Erstlinientherapie des HER2+/hormonrezeptorpositiven metastasierten Mammakarzinoms wurde die Kombination eines Aromataseinhibitors mit Trastuzumab mit der Dreierkombination bestehend aus einem Aromataseinhibitor, Trastuzumab und Pertuzumab bei insgesamt 258 Patientinnen verglichen. Teilweise erhielten die Patientinnen eine Induktionschemotherapie mit einem Taxan, bevor die endokrine und gegen HER2-gerichtete Therapie begonnen wurde. Die Dreierkombination erwies sich mit 18,9 Monaten versus 15,1 Monaten im Hinblick auf das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) als statistisch signifikant besser als die Kombination aus Aromatasehemmer und Trastuzumab. Als Aromatasehemmer wurden in der Studie entweder Letrozol oder Anastrozol verabreicht. Die Studie war keine „Chemotherapie-freie Studie“, sodass die Untersuchung die sehr interessante Frage, inwieweit man bei der Therapie des HER2+-metastasierten Mammakarzinoms ohne Chemotherapie auskommen kann, leider nicht beantwortete.

Fazit

  • Die Hinzunahme von Pertuzumab zur Kombination von Trastuzumab und Aromatasehemmer verbessert das progressionsfreie Überleben bei Patientinnen mit HER2-positiven hormonrezeptorpositiven Mammakarzinom.

Prognostische und prädiktive Parameter

TILs – tumorinfiltrierende Lymphozyten

Ein vielbeachteter Vortrag von Carsten Denkert aus der Charité fokussierte sich auf die Untersuchung von tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TILs) an Tumorgewebe von 3.771 Patientinnen aus 6 neoadjuvanten Studien der German Breast Group (GBG) [22]. Berücksichtigt wurden bei dieser Analyse sowohl die bekannten Subtypen des Mammakarzinoms – tripelnegative (TNBC), HER2-positive (HER2+) und luminale (HER+/HER2-) Tumoren – als auch der Einfluss der TILs auf die Endpunkte pCR, erkrankungsfreies Überleben (DFS) und Gesamtüberleben (OS).

In allen Tumorsubgruppen korrelierte die erhöhte Infiltration mit TILs positiv mit der pCR-Rate (p < 0,0005) (Abb. 5). In den Subgruppen TNBC und HER2+ war die erhöhte TIL-Infiltration auch mit einem besseren DFS assoziiert. Interessanterweise hatten Patientinnen mit luminalen Tumoren mit erhöhter TIL-Infiltration ein schlechteres Gesamtüberleben. Es handelt sich also bei den TILs um einen guten Marker, der erlaubt, das Ansprechen einer neoadjuvanten Chemotherapie in allen molekularen Subtypen vorherzusagen. Bei den TNBC- und HER2+-Mammakarzinomen übersetzt sich diese prädiktive Aussage mit einem besseren Überleben (Abb. 6). Die Tumorbiologie bei den luminalen Tumoren scheint eine gänzlich andere zu sein, da zwar die pCR mit einer guten Prognose assoziiert ist, diese auch mit einer erhöhten Rate an TILs vergesellschaftet ist, aber ansonsten die Prognose besser zu sein scheint, wenn die Rate an TILs geringer ist. Die TILs sind ein erster Schritt, das Tumormikroenvironment zu berücksichtigen, denn manche tripelnegativen Mammakarzinome mit hoher Lymphozyteninfiltration weisen mehr Immunzellen als Krebszellen auf. Aus der Erforschung und Charakterisierung des Tumormikroenvironments und damit der Einschätzung seiner Bedeutung ergeben sich zukünftig neue interessante therapeutische Ansätze.

Abb. 5: Eine erhöhte Infiltration mit TILs führt in allen Tumorsubgruppen zu höheren pCR-Raten (modifiziert nach Denkert C et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract S1-09 [22]).
Abb. 6: Eine erhöhte Infilfration mit TILs ist bei HER2-positiven und tripelnegativen Mammakarzinomen mit einem verbesserten krankheitsfreien Überleben und Gesamtüberleben assoziiert (modifiziert nach Denkert C et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract S1-09 [22]).

Fazit

  • Die Evaluation von TILs im neoadjuvanten Setting lässt sowohl Aussagen zur Prognose der Patientin als auch prädiktive Aussagen zum Ansprechen einer Chemotherapie zu.

„TILs haben das Potential sich langfristig als prädiktiver und prognostischer pathohistologischer Parameter zu etablieren.“ Prof. Dr. Arnd Hönig

Quellen

  1. Pan H et al. Predictors of recurrence during years 5-14 in 46,138 women with ER+ breast cancer allocated 5 years only of endocrine therapy (ET). J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 505).
  2. Tjan-Heijnen VC et al. First results from the multicenter phase III DATA study comparing 3 versus 6 years of anastrozole after 2-3 years of tamoxifen in postmenopausal women with hormone receptor-positive early breast cancer. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract S1-03.
  3. Blok EJ et al. Optimal duration of extended letrozole treatment after 5 years of adjuvant endocrine therapy; results of the randomized phase III IDEAL trial (BOOG 2006-05). Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract S1-04.
  4. Mamounas EP et al. A randomized, double-blinded, placebo-controlled clinical trial of extended adjuvant endocrine therapy (tx) with letrozole (L) in postmenopausal women with hormone-receptor (+) breast cancer (BC) who have completed previous adjuvant tx with an aromatase inhibitor (AI): Results from NRG Oncology/NSABP B-42. San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract S1-05.
  5. Untch M et al. Nab-paclitaxel versus solvent-based paclitaxel in neoadjuvant chemotherapy for early breast cancer (GeparSepto&#x2014;GBG 69): a randomised, phase 3 trial. The Lancet Oncology; 17: 345-356.
  6. Gianni L et al. ETNA (Evaluating Treatment with Neoadjuvant Abraxane) randomized phase III study comparing neoadjuvant nab-paclitaxel (nab-P) versus paclitaxel (P) both followed by anthracycline regimens in women with HER2-negative high-risk breast cancer: A MICHELANGO study. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 502).
  7. Kuwayama T et al. Primary analysis of a randomized phase II, multicenter trial: Neoadjuvant weekly nab-paclitaxel 100mg/m2 followed by FE100C compared with docetaxel 75mg/m2 followed by FE100C for early breast cancer in Japan. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl 28S; abstr 136).
  8. Furlanetto J et al. Peripheral sensory neuropathy occurrence and resolution: Results from the neoadjuvant randomized GeparSepto study (GBG 69). Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P5-16-03.
  9. Loibl S et al. Dual HER2-blockade with pertuzumab and trastuzumab in HER2-positive early breast cancer: A subanalysis of data from the randomized phase III GeparSepto trial. San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P4-21-06.
  10. Finn RS et al. PALOMA-2: Primary results from a phase III trial of palbociclib (P) with letrozole (L) compared with letrozole alone in postmenopausal women with ER+/HER2– advanced breast cancer (ABC). J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 507).
  11. Hortobagyi GN et al. Ribociclib as First-Line Therapy for HR-Positive, Advanced Breast Cancer. New England Journal of Medicine 2016; 375: 1738-1748.
  12. Rugo HS et al. Palbociclib in combination with endocrine therapy in treatment-naive and previously treated elderly women with HR+, HER2– advanced breast cancer: a pooled analysis from randomized phase 2 and 3 studies. San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P4-22-03.
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tnAcity: Optimale nab-Paclitaxel-basierte Chemotherapie des metastasierten tripelnegativen Mammakarzinoms

Priv.-Doz. Dr. med. Cornelia Liedtke, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Zusammenfassung der tnAcity-Studie als PDF herunterladen

Das tripelnegative Mammakarzinom (triple negative breast cancer, TNBC) ist durch eine fehlende Expression der Hormonrezeptoren sowie durch eine fehlende Amplifikation/Überexpression von HER2 gekennzeichnet. Es gilt als besonders Chemotherapie-empfindlich. Neben der Entwicklung zielgerichteter Substanzen liegt in der Forschung ein besonderes Augenmerk auf der Etablierung optimaler Chemotherapien für diesen meist aggressiven Subtyp. Denn insbesondere Patientinnen mit metastasiertem (d. h. in der Regel zumindest partiell Chemotherapie-resistentem) TNBC sind gekennzeichnet durch eine schlechte Prognose mit schneller Erkrankungsprogression. Neben dem Einsatz von nab-Paclitaxel wird insbesondere der Einsatz von platinhaltigen Substanzen beim TNBC untersucht [1, 2, 3]. Darüber hinaus besteht auch für den Einsatz von Gemcitabin beim TNBC eine gute Rationale [4, 5, 6], insbesondere in Kombination mit Carboplatin [7].

Design der tnAcity-Studie

In der offen-randomisierten multizentrischen Phase-II/III-Studie tnAcity (Triple Negative Albumin-bound paclitaxel Combination Interventional Treatment Study) wurden Patientinnen mit metastasiertem TNBC in der Erstliniensituation randomisiert zu einer Chemotherapie aus

  • nab-Paclitaxel (125 mg/m2) und Carboplatin (AUC 2),
  • nab-Paclitaxel (125 mg/m2) und Gemcitabin (1.000 mg/m2) oder
  • Gemcitabin (1.000 mg/m2) und Carboplatin (AUC 2).

Alle Regime wurden an den Tagen 1 und 8 eines jeweils dreiwöchigen Zyklus bis zum Progress oder bis zur intolerablen Toxizität verabreicht [8]. Primärer Studienendpunkt war das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) mit den sekundären Endpunkten Gesamtüberleben (OS), Gesamtansprechrate (ORR), prozentualer Anteil an Patientinnen, die den sechsten Zyklus erreichten, sowie Sicherheit der Therapie. Vorgesehen war ein sequenzielles Studiendesign: Nach einem anfänglichen Vergleich aller drei Arme im Sinne eines Phase-II-Konzeptes sollte als sequenzieller Phase-III-Ansatz ein Vergleich des besseren nab-Paclitaxel-Armes mit Gemcitabin und Carboplatin erfolgen.

Überlegene Wirksamkeit von nab-Paclitaxel und Carboplatin

Eingeschlossen wurden 191 Patientinnen. Im Vergleich der Studienarme zeigte sich, dass die Kombination nab-Paclitaxel+Carboplatin (medianes PFS 7,4 Monate) sowohl der Kombination nab-Paclitaxel+Gemcitabin (medianes PFS 5,4 Monate; Hazard Ratio (HR) 0,60; 95-%-Konfidenzintervall (95-%-KI) 0,39–0,93; p = 0,02) als auch der Kombination Gemcitabin+Carboplatin (medianes PFS 6,0 Monate, HR 0,61; 95-%-KI 0,39–0,94; p = 0,03) signifikant überlegen war (Abb. 1).

Abb. 1: Kaplan-Meier-Kurven für das progressionsfreie Überleben nach Einschätzung des Studienarztes (investigator-assessed PFS) (modifiziert nach Yardley D et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P5-15-03 [8]).

Im Vergleich der Studienarme im Hinblick auf das Gesamtüberleben zeigte sich ein Trend für eine Überlegenheit von nab-Paclitaxel+Carboplatin versus nab-Paclitaxel+Gemcitabin (16,4 vs. 12,1 Monate; HR 0,66; 95-%-KI 0,42–1,04; p = 0,07). Im Vergleich der beiden Gemcitabin-basierten Chemotherapiearme zeigte sich kein signifikanter Unterschied.

Auch im Hinblick auf die Gesamtansprechrate (ORR) zeigte sich ein signifikanter Vorteil zugunsten von nab-Paclitaxel und Carboplatin (Tab. 1).

Tab. 1: Ansprechraten auf eine Therapie mit nab-Paclitaxel+Carboplatin, nab-Paclitaxel+Gemcitabin und die Kombination aus Gemcitabin+Carboplatin bei Patientinnen mit tripelnegativem Mammakarzinom (modifiziert nach Yardley D et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P5-15-03 [8]).

Überlegenheit von nab-Paclitaxel+Carboplatin auch unter Berücksichtigung des Toxizitätsspektrums

Die Nebenwirkungen der drei Studienarme sind in Abb. 2 dargestellt.

Abb. 2: Anteil der Patientinnen mit behandlungsassoziierten Grad-3/4-Nebenwirkungen unter einer Therapie mit nab-Paclitaxel+Carboplatin, nab-Paclitaxel+Gemcitabin und der Kombination aus Gemcitabin+Carboplatin bei Patientinnen mit tripelnegativem Mammakarzinom (modifiziert nach Yardley D et al. Presented at San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, Poster P5-15-03 [8]).

Therapieabbrüche aufgrund von Toxizitäten waren in 18% der Fälle zu verzeichnen (55% waren auf einen Progress der Karzinomerkrankung zurückzuführen). Im Vergleich der Studienarme zeigte sich die Kombination aus nab-Paclitaxel+Carboplatin mit median 8 initiierten Zyklen gegenüber den anderen beiden Armen mit median je 6 initiierten Zyklen überlegen. Dieses spiegelte sich in einer erhöhten kumulativen applizierten nab-Paclitaxel- bzw. Carboplatin-Dosis wieder.

Bei der Analyse von einzelnen Toxizitäten ist im Zusammenhang mit nab-Paclitaxel besonders das Auftreten von peripheren Neuropathien (≥ Grad 3) von Interesse. Hier zeigte sich ein statistischer Zusammenhang zwischen der Verwendung von nab-Paclitaxel-Kombinationen (5% mit Carboplatin und 7% mit Gemcitabin) im Vergleich zur nab-Paclitaxel-freien Kombination (2%). Die Auswahl des optimalen nab-Paclitaxel-basierten Therapieschemas erfolgte unter Berücksichtigung sowohl der Wirksamkeit als auch der Toxizität (sog. ranking algorithm). Aus dieser Analyse ging der Kombinationsarm aus nab-Paclitaxel+Carboplatin mit der höchsten Bewertung hervor.

“Die gute Verträglichkeit des nab-Paclitaxel+Carboplatin-Regimes haben wir an unserer Klinik im Rahmen der ADAPT-TN-Studie der WSG kennen und schätzen gelernt. Dieses Regime ist in seiner Handhabung einfach und zeigt eine rasche Wirksamkeit.” Priv.-Doz. Dr. Cornelia Liedtke

Diskussion

Nab-Paclitaxel+Carboplatin als effiziente Kombination beim TNBC

Die Ergebnisse der tnAcity-Studie zeigen, dass nab-Paclitaxel ein wirksamer Bestandteil der Therapie des metastasierten TNBC darstellt und als Kombinationstherapie mit Carboplatin wirksamer ist als die Kombination mit Gemcitabin. Sollte daher bei Patientinnen mit metastasiertem TNBC die Indikation zur taxanbasierten Kombinationschemotherapie gestellt werden, so ist die Kombination mit Carboplatin ein wirksames Regime.

Die erhöhte Wirksamkeit von nab-Paclitaxel+Carboplatin im Vergleich zu nab-Paclitaxel+Gemcitabin ist auch in anderen Studien belegt. In der ADAPT-TN-Studie der Westdeutschen Studiengruppe (WSG) wurden Patientinnen mit primärem (nicht metastasiertem) TNBC mit vier Zyklen nab-Paclitaxel+Carboplatin versus nab-Paclitaxel+Gemcitabin analog der oben genannten Dosierung und dem oben genannten Schema neoadjuvant behandelt [9]. Die pCR-Raten (definiert als ypT0/is, ypN0) lagen bei 45,9% (nab-Paclitaxel+Carboplatin) beziehungsweise 28,7% (nab-Paclitaxel+Gemcitabin) (p < 0,001). Auch in dieser Studie wurden Dosisreduktionen insbesondere bei der nab-Paclitaxel+Gemcitabin-Kombination vor dem Hintergrund einer erhöhten Rate an Grad-3/4-Toxizitäten durchgeführt.

Es fehlen prädiktive Parameter

Grundsätzlich wissen wir, dass das TNBC eine heterogene Entität darstellt. Folglich ist davon auszugehen, dass das Ansprechen gegenüber (zytotoxischen und/oder zielgerichteten) Substanzen beim TNBC nicht einheitlich ist [10], sondern dass vielmehr deutliche Unterschiede bei einzelnen Subgruppen zu verzeichnen sind [11]. Prädiktive Biomarker, die es uns erlauben, diese Subgruppen (insbesondere im klinischen Setting) zu definieren, fehlen bis dato.

Beim metastasierten TNBC erwies sich der Einsatz einer platinhaltigen Monotherapie gegenüber einer Therapie mit Docetaxel lediglich bei Patientinnen mit BRCA-Mutation überlegen. Bei Patientinnen mit dem BRCA-Wildtyp-Status erwiesen sich beide Monotherapien als äquieffektiv [2]. Im kurativen Setting ist die Bedeutung der platinbasierten Therapie für das TNBC sowie deren Zusammenhang mit dem BRCA-Status noch nicht abschließend geklärt. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass der Einsatz von Carboplatin in den meisten Studien additiv erfolgte und die beobachtete erhöhte Wirksamkeit in Zusammenhang mit Carboplatin sowohl durch einen Substanz-spezifischen Effekt als auch durch eine Dosisintensivierung verursacht sein kann [12]. Auch in Bezug auf nab-Paclitaxel sind verschiedene potenzielle prädiktive Biomarker untersucht worden. Diese Parameter (beispielsweise Caveolin-1 oder SPARC [13, 14]) haben sich trotz vielversprechender präklinischer Daten in translationalen Analysen nicht halten können.

Phase-III-Studien zu Checkpoint-Inhibitoren haben das tnAcity-Konzept überholt

Gemäß den Angaben der Autoren wird die Studie nicht in die Phase-III überführt: Nach vielen Jahren, in denen die Chemotherapie die alleinige Option für Patientinnen mit (metastasiertem) TNBC war, stehen jetzt im Rahmen verschiedener Phase-III-Konzepte insbesondere Immunonkologika zur Verfügung. Diese Substanzen (insbesondere sog. Checkpoint-Inhibitoren, d. h. Inhibitoren insbesondere von PD-1 oder dessen Liganden PD-L1) führen zu einer Demaskierung des Tumors gegenüber dem Immunsystem des Wirtes und sollen hierdurch eine Antitumorwirkung induzieren. Hier scheint nab-Paclitaxel ein optimaler Kombinationspartner zu sein – vor allem, weil durch die spezielle nab-Formulierung keine begleitende Kortikosteroidtherapie notwendig wird. Bislang ist nicht ausreichend widerlegt, dass der Einsatz von Kortikosteroiden bei einer immunonkologischen Therapie deren Wirksamkeit beeinflussen könnte. Daher bleibt nab-Paclitaxel (insbesondere als Mono-Substanz) ein beliebter Kombinationspartner im Zusammenhang mit dem Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren.

“Das Regime nab-Paclitaxel+Carboplatin muss gegen die vielversprechenden aktuellen Studien zu Immunonkologika standhalten. Trotz der guten Wirksamkeit und vertretbaren Toxizität ist die tnAcity-Studie von den (hoffentlich begründeten) Hoffnungen auf Checkpoint-Inhibitoren und PARP-Inhibitoren überholt worden.” Priv.-Doz. Dr. Cornelia Liedtke

Fazit

  • Im direkten Vergleich hat sich die Kombination von nab-Paclitaxel+Carboplatin sowohl gegenüber nab-Paclitaxel+Gemcitabin und Carboplatin+Gemcitabin als überlegen erwiesen. Dies ist besonders offensichtlich im Hinblick auf die Wirksamkeit der Regime, aber auch unter Berücksichtigung der Toxizität.
  • Die Kombination aus nab-Paclitaxel+Carboplatin stellt daher eine optimale Chemotherapie für Patientinnen mit metastasiertem TNBC, bei denen eine solche indiziert ist, dar.
  • Auch im Hinblick auf aktuelle und zukünftige Studienkonzepte für den Einsatz von Immunonkologika stellt nab-Paclitaxel (insbesondere im Hinblick auf die fehlende Notwendigkeit einer begleitenden Kortikoidtherapie) einen bevorzugten Chemotherapie-Backbone dar.

Quellen

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  8. Yardley D et al. nab-paclitaxel + carboplatin or gemcitabine vs gemcitabine/carboplatin as first-line treatment for patients with triple-negative metastatic breast cancer: Results from the randomized phase 2 portion of the tnAcity trial. San Antonio Breast Cancer Symposium 2016, abstract P5-15-03.
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  • Bildnachweis: "Mission San Jose San Antonio Texas": © Christopher Boswell/Fotolia